Das schicksalsschwere Jahr 1933 war kaum angebrochen und breitete seine Herrschaft auch über die Narrenstadt Villingen aus, als eine Stammtischgesellschaft übermütiger „Häute" und verschworener Narren, größtenteils Mitglieder des „Sängerbundes" und der ehemaligen „Hutata", im oberen „Raben"-Stüble mit einem betrübten und einem heiteren Auge saß, eingedenk kommender Fasnachtsfreuden. Betrübt in der Erinnerung an die fröhlichen „Alt-Jungfere-Obede" im „Raben" unter der geistigen Leitung der verstorbenen Rabenwirtin, Frau Schlaich. Diese Abende waren einmalig und daher ohne Wiederkehr. Dies nicht nur infolge des Heimganges der originellen Wirtin, sondern auch weil die „Alte Jungfere" ihren Auszug vom „Raben" in die „Blume - Post" aus Raumgründen durchführten. Kurzum, man fühlte allgemein einen luftleeren Raum im bisherigen Fasnachtsgeschehen.
Da machte plötzlich aus der Runde heraus der Rabenwirt Hartmann den Vorschlag, zur Gründung einer neuen, wenn auch kleineren Fasnachtsgesellschaft mit dem Sitz im „Raben" zu schreiten. Gesagt, getan! Das Gründungsfieber hatte alle mit Macht erfaßt. Der Sutermeister Hans, Kaiser Willy, Bär Heinrich, Rothweiler Erich, Leibinger Ernst, Beha Hubert und wie sie alle heißen waren Feuer und Flamme. Die heiteren, übermütigen Augen erglänzten, und man harrte des „Schmutzigen Dunschtig", wo es einmal wieder recht „hoch" hergehen sollte. Der ersehnte Abend kam heran und die obskure Narrengesellschaft stellte sich in recht bescheidener Anzahl mehr oder minder pünktlich ein. Spärlich trafen sogar einige kostümierte Stammtischler ein: Sutermeister als Bauer, der spätere Hofnarr Kaiser Willy mit Schurz und Liibdingskäppli eines Altbauern, auch Beha Hubert trug eine verrückte Gewandung. Sehr allmählich stellte sich dann Fasnachtsstimmung dadurch ein, daß die Stammtischrunde den mählich zuströmenden Gästen nach althergebrachter Weise strählte, wenn auch ohne Schemme. Aus der „Blume-Post" kamen sogar einige alte Jungfere aus alter Anhänglichkeit, und so verlief der erste Abend zur Zufriedenheit aller, wenn auch in bescheidenem Rahmen.
Der Schmutzige Dunschtig kam wieder näher heran, man erinnerte sich des letztjährigen und trachtete, den kommenden glanzvoller aufzuziehen. Sutermeister übernahm dabei die Führung und machte einen Versuch, so eine Art von Elferrat aufzuziehen; denn es mangelte doch noch zu sehr an geeigneten Mitarbeitern. Immerhin wurde das Fest auch der Öffentlichkeit bekanntgemacht. Und siehe da, man merkte jetzt erst, daß das zu erhoffende jüngste Kind in der Villinger Familie der Narrengesellschaften irgendwie benamst werden sollte, wollte es endlich einmal aus der Verborgenheit heraustreten. „Nomina sunt omina" („Namen sind Vorzeichen") lautet ein altes Sprichwort, und so suchte man erst recht einen zugkräftigen Namen. Der Buchdrucker Müller, der das Inserat in seinem damaligen „Villinger Volksblatt" einzurücken hatte, nahm kurzerhand aus Sympathie für die Konstanzer Hemd-Glonki die Taufe vor, und so entstand jenes erste „Glonki-lnserat", im Ehrenbuch der Glonki-Gilde der Nachwelt überliefert. Der Abend selbst stieg diesmal sogar von vornherein mit Klavier- und Geigenmusik, wenn auch ohne vorgefaßte Meinungen in Form eines Programms, und so entwickelte sich die Fröhlichkeit störungsfrei und ungezwungen ab. Die Beteiligung war besser als im Vorjahr, und das junge Glonki-Ei versprach, ein recht lebenskräftiges Hühnchen zu entwickeln. Der zielzähe Hans Sutermeister, genannt „Suttengumper", versuchte erneut, in den Vorfasnachtstagen des Jahres 1935 einen Elferrat zu gründen, was ihm in der Tat 14 Tage vor dem „Fest" glückte. Dieser durfte endlich einmal für den Abend ein Programm aufstellen, um nicht mehr von den Zufälligkeiten der Improvisation abhängig zu sein. Das war aber leichter gesagt als getan, und so trafen sich die Elferratsmitglieder über Mittag bei ihrem Zigarrenfritzen Furtmann, wo man schwere Probleme wälzte. Nun geschah es aber, daß bei Furtmann um dieselbe Zeit der spätere Glonkivatter Dr. Gustav Baumann seine Nikotineinkäufe tätigte, von den Sorgen der armen Räte erfuhr und mit Rat und Tat zur Hand ging. Eines schönen Nachmittags ging man kurzerhand in das Tuchwarengeschäft Hertenstein und besorgte sich die ersten „Glonkihäser" nach dem Vorschlag Baumanns. Damit war die Einheitlichkeit einer Narrenkleidung gewährleistet, und so konnte man getrost dem kommenden Glonki-Obed entgegensehen. Der Abend stieg, die Häser machten einen vorzüglichen Eindruck und ließen die verrückten Elferräte noch närrischer erscheinen, als sie an sich schon waren. Dr. Gustav Baumann wurde noch im selben Jahr als Oberzeremonienmeister (heute Glonkivatter) eingesetzt. Ihm beigegeben wurde der Gildemeister in Person des Suttengumpers. Ehrenpflicht und Aufgabe eines Glonkis war es und ist es auch noch heute, sich an Fasnacht recht närrisch aufzuführen und, soweit es sich um echte Villinger handelt, ins Narrohäs zu gehen.
Während in den Jahren 1933 und 1934 Frauen nicht zugelassen waren, es sei denn, sie haben es verstanden, sich in männlicher Kleidung einzuschmuggeln, wurde 1935 von diesem Junggesellenleben
Abstand genommen. Ursprünglich titulierten sich die Glonkis mit „Latschari" und „Klepfer", wobei die Klepfer die Ranghöheren waren.
Im Jahr 1935 marschierten die Glonkis mit ihren Blechtrommeln erstmals laut durch Villinger Straßen. Der Trommlerzug zählt damit zu den ältesten Elementen im Erscheinungsbild der Villinger
Glonki.